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I am I am not


video, 2013, 6:46 min
Endstill und Mischtechnik auf Papier 32,5 x 41 cm
I am I am not




                                  Video 'I am I am not'




Thomas Riess erzählt mit seinen Gemälden, Collagen und Filmen Geschichten. Hauptakteur seiner Erzählungen ist die Zeit: Sie tritt in den unterschiedlichen Medien des Künstlers auch differenziert in Erscheinung, gemeinsam ist ihnen die Erfassung der Zeit in einem dynamischen Moment. Riess‘ Collagen werden zu lebendiger Narration. Ähnlich William Kentridge lassen uns seine animierten Filme am Entstehungsprozess teilhaben und verdeutlichen, was mit Erinnerungen und Ereignissen in unserem Gehirn passiert: In zahlreichen, mittels Foto dokumentierten Arbeitsschritten überlagert er Schicht für Schicht Fotos, Zeitungs- und Magazinausschnitte, Farbschichten, vor allem aber fotografische Auseinandersetzungen mit dem eigenen Konterfei, die er zusammenstellt, überlagert, neu interpretiert und zunächst teilweise, dann wieder gänzlich löscht. In einem statischen Medium fixierte Abläufe werden von Thomas Riess  wieder eine dynamische Form übertragen, die unsere Wahrnehmung zu täuschen vermag. Wie in unseren eigenen Erinnerung, bleiben oft nur Fragmente von collagierten Bildern für einen bestimmten Zeitraum bestehen, werden zum Teil von neuen Eindrücken – in diesem Fall Collageelementen – überlagert, welche die Vorlage anfangs sogar manchmal noch durchscheinen lassen, aber meist überdecken, aus dem Kontext nehmen und mit neuen Elementen vermischt für weitere Assoziationen freigeben. Er erzählt in Bildern assoziativ, ermöglicht die Nachvollziehung seines künstlerischen Denkprozesses, konterkariert eine sinnvoll-chronologische Auseinandersetzung mit Veränderungsprozessen der eigenen Person, lässt dabei aber viel Raum für die Betrachterin – für Eigeninterpretation ebenso wie für die geistige Weiterführung in jedem von uns. Thomas Riess ist dabei wichtig, dass die Wahl des chronologischen Ablaufs keine Konstante formuliert, sondern prinzipiell eine beliebig wählbare Sequenz eines größeren Ganzen. Die neben den Animationsfilm gestellte Collage bildet somit einen Status quo, der nicht zwingend der Endgültigkeit unterliegt. Das statische Werk lässt Spuren der rhythmischen Bearbeitung erahnen. Ohne den Film bleibt ein wichtiger Aspekt des Werkes verborgen, wie auch im menschlichen Dasein vieles unterhalb der Oberfläche, jenseits von Sein und Schein, ebenso wie (frühere) Facetten des Ich unerkannt bleiben.
Tina Teufel (MdM Salzburg)

Dieses Video ist eines der Werke, die auf der 55. Biennale Di Venezia Palazzo Bembo 2013 gezeigt wurden.

time


Video, 2011, 8:21 min
Endstill und Mischtechnik auf Papier 31 x 40 cm
Time







Das Video 'time' zeigt in 2119 aneinandergereihten und in wechselnder Geschwindigkeit abgespielten Einzelbildern einen Ausschnitt eines grafisch-malerischen Arbeitsprozesses der auf einem einzigen Blatt Papier passiert.
Durch einen permanenten Ablauf des Zeichnens, Übermalens und Collagierens wird auf Vorhandenes reagiert. Es werden dabei Assoziationsketten erzeugt, die beim Betrachter mitunter ständig wechselnde Narationsreize hervorrufen. Das Video versteht sich als ein Ausschnitt einer Zeitspanne des künstlerischen Tuns mit variablem Anfang bzw. Ende - einem Takt also ohne metrische Struktur. Time steht somit im Spannungsfeld zwischen dem grafisch-malerischem Resultat und dem Arbeitsprozess als solches.



accreation


Video, 2010, 6:29 min
accreation