17.03.
2022

GALERIE GANS, WIEN'

THOMAS RIESS / CHRISTOPH RODE
DEJA VU



Ausstellungsdauer: 17.03.2022 - 23.04.2022

GALERIE GANS


1070 Wien, Kirchberggasse 4
T : + 43(0)1 895 94 97
M : + 43 676 73 70 472
Mi - Fr  12 -18 Uhr, Sa 12 -15 Uhr

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www.galerie-gans.at 


Ein Déjà-vu ist jener kurze Gedankenblitz, der uns glauben lässt, eine bestehende Situation bereits zu kennen. Es ist jene seltsame Erinnerungstäuschung, die bei uns den Eindruck hinterlässt, ein gegenwärtiges Ereignis schon in der Vergangenheit in gleicher Weise durchlebt zu haben.
Betrachtet man die Malerei von Thomas Riess und Christoph Rode, so hat man unweigerlich das Gefühl dieser Doppelwahrnehmung. Beide Künstler bedienen sich des Vexierspiels von Abstraktion und realistischer Darstellung, von Sein und Schein, von Zeit und Raum.
Während sich Thomas Riess auf analytische Weise mit dem Menschen und dessen Wahrnehmung von Zeit und Realität in einer multimedialen Wirklichkeit beschäftigt und dabei bildnerische Informationen in einen veränderten Kontext setzt, schafft Christoph Rode rätselhafte Tableaus und entführt so den Betrachter in eine theatralische Welt der Illusion.
Mittels partieller abstrakter Elemente erfahren Riess nahezu fotorealistisch gemalten Figuren und Porträts spannungsreiche Brüche. Gerade im Social Media-Zeitalter, in dem die Inszenierung der eigenen Person keinen identitätsstiftenden Gehalt mehr hat, werfen die oft bis zur Unkenntlichkeit veränderten Gesichter unweigerlich die Frage nach Authentizität auf.

Auch Rodes surrealen Habitate werden von geisterhaft wirkenden Bewohnern bevölkert, die staffagenhaft und im wahrsten Sinne kopflos durch die Räume schweben. Ohne individuelle Züge handelt es sich weniger um Protagonisten und Charaktere als vielmehr um Typen, die als getriebene Akteure oder orientierungslos wirkende Statisten Teil eines undurchschaubaren Spiels sind.

Auch in seinen zwielichtigen Panoramen durchdringen sich die gegensätzlichen Sphären von Innen- und Außenraum. Interieur und Landschaft verbinden sich hier zu komplexen wie paradoxen „Biotopen“. Rustikale und halb moderne Wohnzimmerlandschaften verschmelzen mit Waldidyllen voller Tannen und angelegten Modelllandschaften zu einer unverwechselbaren Melange der scheinbar deutschen Befindlichkeit. Es liegt etwas Traumwandlerisches und Unheimliches in den Inszenierungen, deren Elemente wie die Requisiten und Kulissen eines verstörend zusammengesetzten Bühnenbilds wirken.

Gänzlich frei von böser (aber auch guter) Intention sind die abstrakten Erscheinungen in den Landschaftsbildern von Thomas Riess. Sie sprechen das elementare Bewusstsein der Menschen an. Archetypen gleich, können sie als Kontakt in eine andere Sphäre der Wahrnehmung, aber auch als Blick in die eigene Psyche interpretiert werden. Sie erscheinen genau dort, wo die Darstellung zu genau wird, wo die Bildsprache und der Duktus zu ausformuliert sind. Als expressive Geste huldigen sie der Unschärfe in einer Komposition, in der die Malerei versucht, das fotografische Bild zu übertreffen.

Sowohl Thomas Riess als auch Christoph Rodes Arbeiten bewegen sich zwischen Wirklichkeit und Täuschung, Ereignis und Erinnerung, Absehbarem und Unabsehbarem und enttarnen so die realistische Malerei als Illusion.